Förderprojekte 2017
Sommer-Ferien-Akademie der OUTLAW gGmbH Region Halle/Leipzig 2017
Die Outlaw gGmbH ist ein anerkannter freier und gemeinnütziger Träger der Kinder- und Jugendhilfe und seit vielen Jahren am Standort Halle tätig. Die Region Halle/Leipzig der Outlaw gGmbH hat in den Sommerferien 2017 eine Ferienakademie für Jugendliche, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft und der Lebensumstände als bildungsfern gelten, organisiert. Dabei wurde sie von der Bürgerstiftung mit 500 Euro unterstützt. Es fanden sich 26 Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren aus unseren Betriebsteilen in Halle (aus der Saalestadt kamen 8 Jugendliche), Querfurt und Leipzig mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen; kulturellen Hintergrund und lebensweltlichen Erfahrungen unter dem Motto „Go!renzen – Entdecken, schaffen, Zusammenwachsen“ interessengeleitet zusammen.
OUTLAW schafft mit den Projekten „Ferienakademie“ Bildungsgelegenheiten, in denen Jugendliche vielfältige Anregungen erfahren, die für ihren individuellen Fähigkeitszuwuchs und deren Kompetenzerweiterung sorgen und will so zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich beitragen. Das Ziel ist nicht Wissensvermittlung, sondern die Aufforderung zu selbsttätigem Lernen, zum Experimentieren, Erleben, Erfahren und ergänzt so den Bildungsauftrag von Schulen komplementär. Der reflexive Bildungsprozess steht im Mittelpunkt, was bedeutet, dass junge Menschen aus Interesse und persönlichen Bedürfnissen in der Ferienakademie mitarbeiten und so ihre Einstellungen zum Lernen erweitern, sich Kompetenzen aneignen.
Die Workshops Graffiti, Rap, Breakdance, Video und Nähen wurden im Vorfeld der Akademiewoche mit den Teilnehmer*innen anhand ihrer Interessenlagen entwickelt. Die Ferienakademie verknüpfte praktisches Tun mit Erfahrungen der Zielgruppe und der inhaltlichen Auseinandersetzung mit einem für sie alltagsrelevanten Thema. Die Ferienakademie schaffte durch verschiedene methodische Ansätze Erfahrungsräume, sich mit dem Thema und dessen gesellschaftlicher Bedeutung auseinander zu setzen, individuelle Sichtweisen zu überprüfen und zu erweitern und daraus selbstbestimmt individuelle Konsequenzen für die persönliche Lebensgestaltung abzuleiten. Die Erfahrungen können die Jugendlichen in ihren Lebensalltag übertragen.
Die Organisatoren und Betreuer*innen der Ferienakademie waren beeindruckt von der hohen Motivation der jungen Menschen, die zum überwiegenden Teil aus schwierigen Lebensumständen kommen, zur Mitarbeit in den Workshops und von der gelungenen Präsentation der Workshoparbeiten bei der Ergebnispräsentation. Die interessenbezogene Betätigung war ein hoher Anreiz für die Zielgruppe, sich den für sie fördernden Aufgaben und dem damit verbundene persönliche Kompetenzzuwachs zu stellen.
„Erinnern, um nicht zu vergessen“
Am 26. Januar 2018, am Vorabend des bundesweiten Gedenktages für die Opfer des Holocaust, fand die Veranstaltung „Erinnern, um nicht zu vergessen!“ des Courage e. V. statt. Als Kooperationspartner konnten das Stadtmuseum, dessen Saal als Veranstaltungsort diente, und der Leopold-Zunz-Freundeskreis gewonnen werden. Die Bürgerstiftung förderte das Projekt mit 211 €.
Der Abend schlug einen Bogen aus der Erinnerung an das Einzelschicksal des gehörlosen halbjüdischen Mädchens Nana und seiner Familie aus Halle im nationalsozialistischen Deutschland zur aktuellen Forschungsarbeit der Nobelpreisträgerin Frau Prof. Christiane Nüsslein-Volhard und ihrer gelebten Verantwortung für junge Nachwuchswissenschaftlerinnen.
Im ersten Teil der Veranstaltung wurden die Forschungsergebnisse des Courage e. V. vorgestellt, die mit dem autobiografischen Buch „Papi und ich“ von Nana Fischer, geb. Volhard, ihren Anfang nahmen. Es wurde das Schicksal von Nana und ihrer Familie nacherzählt, welche durch die verschiedenen Emigrationswege für immer zerbrach. Nanas Mutter entstammte der jüdischen Familie Seelig, die Mitinhaber des Kaufhauses „Huth“ am Marktplatz (heute Galeria Kaufhof - Nordseite) war. Eine Lesung fiktiver Monologe von Mutter und Tochter, die sich in Lebensgefahr trennen mussten und beim Wiedersehen nach 13 Jahren kaum zueinander finden konnten, war hoch emotional.
Im zweiten Teil des Abends führte Frau Triller von Courage e. V. das Interview mit Frau Prof. Nüsslein-Volhard. Dabei schilderte die Nobelpreisträgerin ihre Erinnerungen als Zeitzeugin an die Familie um ihren Onkel Hans Volhard, Nanas Vater. Des Weiteren ging es um ihre Studien, ihre Verantwortung als Wissenschaftlerin sowie ihre Intention, gerade junge Naturwissenschaftlerinnen mit Kind/ Kindern mit Hilfe ihrer (gleichnamigen) Stiftung zu unterstützen. Zum Abschluss des Abends gab es dann auch für das Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen und so ging „der kurzweilige Abend zu Ende. Dank couragierter Frauen sind alle Beteiligten um einiges informierter als zuvor“, wie die Mitteldeutsche Zeitung am darauffolgenden Tag schrieb.