Bildung im Vorübergehen:

Adolf-von-Harnack-Straße

Zusatzschild-Text:
Kirchenhistoriker und Theologe, Initiator und Präsident der heutigen Max-Planck-Gesellschaft
Spender:
gespendet von Anke Berthold (Druckerei H. Berthold) und Dr. Anne Friedrich
Status:
realisiert am 21.03.2013

Adolf von Harnack (1851-1930)

Adolf von Harnack gilt als einer der bedeutendsten protestantischen Theologen und Kirchenhistoriker des späten 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts sowie als ein herausragender Wissenschaftsorganisator in Preußen. Er entstammte dem baltischen Luthertum und wurde am 7. Mai 1851 in Dorpat (heute: Tartu, Estland) geboren. Sein Vater war der Theologieprofessor und Luther-Forscher Theodosius Harnack.

Ab 1869 begann der junge Harnack das Studium der Theologie in Dorpat, studierte dann von 1872 bis 1873 in Leipzig. Dort wurde er 1873 promoviert, und habilitierte sich bereits 1874. Die Leipziger Universität ernannte ihn 1876 zum außerordentlichen Professor. Ab 1879 wirkte er als Professor für Kirchengeschichte in Gießen und dann in Marburg. Im selben Jahr heiratete er Amalie Thiersch, eine Enkelin Justus von Liebigs. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor.

Bereits in dieser Zeit arbeitete Harnack an seinem dreibändigen Hauptwerk "Lehrbuch der Dogmengeschichte", das seinen wissenschaftlichen Ruf begründete, ihm aber wegen seiner kritischen Perspektive auch Gegner unter den Theologen schuf. Stark beeinflusst wurde er von dem Theologen Albrecht Ritschl.

Mit seinem Leipziger Schüler- und Freundeskreis gründete er schon 1876 die – heute noch existierende! – „Theologische Literaturzeitung“, 10 Jahre später (1886) die protestantische Kulturzeitschrift „Christliche Welt“.

Auf Betreiben hoher politischer Kreise erfolgte 1888 gegen den Widerstand des Evangelischen Oberkirchenrats und konservativer Kreise die Berufung Harnacks an die Berliner Theologische Fakultät. Kirchenpolitische Konflikte säumten fortan wie bei kaum einem anderen Theologen den wissenschaftlichen Weg des Adolf Harnack. Aus seiner Konzeption eines praxisorientierten, mit Kultur und Wissenschaft harmonierenden Christentums ergab sich eine einflussreiche Tätigkeit als Wissenschaftsorganisator.

1890 wurde Harnack Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften; er gründete deren Kirchenväterkommission, die sich mit der Herausgabe der Werke griechischer Kirchenväter befasste. Im Jahr 1900 wurde das 200-jährige Bestehen der Akademie begangen, wozu Harnack eine „Geschichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften“ schrieb. Über die Akademie schloss er Bekanntschaft mit dem Ministerialbeamten des preußischen Kultusministeriums Friedrich Althoff (1839–1908), über den er auch Kaiser Wilhelm II. kennen lernte. Beide beriet er in der Wissenschaftspolitik.

Ebenfalls seit 1890 engagierte Harnack sich im Evangelisch-Sozialen Kongress, was seiner Konzeption einer der Verkündigung Jesu gemäßen Ethik entsprach. Von 1903 bis 1911 war er dessen Präsident.

Im Wintersemester 1899/1900 hielt er eine Vorlesung vor mehr als 600 Studenten aller Fakultäten über das „Wesen des Christentums“. Als Buch 1900 erschienen, wurde es zur bekanntesten Schrift Harnacks.

1903 wurde auf Betreiben Harnacks mit dem Neubau der Königlichen Bibliothek begonnen. Von 1905 bis 1921 leitete er als Generaldirektor deren Geschicke und betrieb ihre vorbildhafte Modernisierung (heute Staatsbibliothek zu Berlin). Er hat die Bibliothek an die Spitze der wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland geführt. In Anerkennung dieser und anderer Leistungen erhob ihn der Kaiser 1914 in den Adelsstand.

Von Harnack forcierte Pläne außeruniversitärer Forschungsinstitute, woraus sich dann auf sein Betreiben 1911 die „Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften“ entwickelte, der er als ihr erster Präsident bis zu seinem Tod 1930 vorstand. Es ist die heutige Max-Planck-Gesellschaft. 

Die politische Wirksamkeit von Harnacks konzentrierte sich auf Beratung, vor allem in der Bildungs- und Sozialarbeit. Zum Beispiel war er auch Berater des Reichskanzlers Theobald von Bethmann-Hollweg (1856–1921).

1918 trat Harnack zunächst aus Pragmatismus für die Republik ein, zunehmend jedoch aus Überzeugung und befürwortete eine soziale Demokratie. Bei den Weimarer Verfassungsberatungen über die Kirchen- und Schulartikel wirkte er 1919 als Regierungskommissar mit.

1920 war er an der Gründung der „Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“ beteiligt, der heutigen „Deutschen Forschungsgemeinschaft“.

Von Harnack prägte mehrere Generationen von Theologen. Zu seinen Schülern und Studenten gehörten z. B. Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) und der spätere Marburger Neutestamentler Rudolf Bultmann (1884–1976), aber auch der später international bekannte Kirchenhistoriker und Theologe Ernst von Dobschütz (1870–1934). Dieser stammte aus Halle (Saale) und war auch Rektor der Universität. Vielleicht hat er Einfluss ausgeübt auf die Benennung der Adolf-von-Harnack-Straße.
Hermann von Lips

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