Bildung im Vorübergehen:

Carl-Crodel-Weg

Zusatzschild-Text:
Maler, Grafiker, Glaskünstler, Kunstprofessor an der Burg Giebichenstein und in München
Spender:
gespendet von Dr. Carl Crodel, Urenkel des Künstlers
Status:
realisiert am 18.09.2018

Carl 'Charles' Crodel (1894-1973)

„Die Bildwelt dieses Malers ist so einfach, wie sie eindeutig erscheint. Aquarelle, Druckgrafiken und Gemälde zeigen Menschen, tätig oder ruhend, im Gespräch unter Freunden, in Gärten oder in weit über die Kontinente verteilten Landschaften, zeigen spielende Kinder, Früchtezweige und Hühnervolk, einige Porträts meist ihm nahestehender Personen, Atelierbilder von befreundeten Künstlern … Die Formen bewegen wich auch dort, wo Farben Tiefe suggerieren, ganz in der Fläche. Oft haben Crodels Gemälde etwas Gobelinartiges an sich. Unter den Farben bevorzugte der Maler das Braun der Äcker, das Grün der Gräser oder der Blätter in den Gärten, das Blau des Himmels hinter weißen Wolken, das Rot von Früchten, das Violett, das er an Blüten sah. Er brachte sie in Klängen oder Kontrasten zur Geltung, dämpfte sie mit Weiß oder hob sie rein in unvermischtem Auftrag hervor, ließ dabei spröde den Pinselstrich stehen, mit dem er sie auszog, mager und dünn, doch zugleich robust und bestimmt. Hinter aller Heiterkeit des Kolorits spürt der Betrachter den Ernst der Gesinnung, die sich dem Leben in möglichst unverfälschter Ausbildung verbindet. Lediglich die frühesten Gemälde heben sich, ähnlich den am Anfang stehenden Grafiken, durch eine noch sperrigere Expressivität von dem übrigen Œuvre ab; … nimmt auch die malerische Leistung des letzten Lebensjahrzehnts eine Sonderstellung ein. In ihr erhält die Schilderung den Reiz naiver Bilderbogendarstellung, wobei das Skizzenhafte der Ausführung, die gesteigerte Leuchtkraft und Frische der Farben Crodels bis zuletzt ungebrochenen Lebenshunger bezeugen.“ (Wolfgang Hütt: Carl Crodel, 1981)

Am 16. September 1894 wurde Carl Fritz David Crodel, genannt Charles Crodel in Marseille als Sohn des dortigen Konsuls und Meeresbiologen Richard Crodel geboren. Nach der Schule begann er 1914 ein Studium an der Kunstgewerbeschule in München, das er jedoch wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges unterbrach. Nach dem Krieg wechselte er zum Studium der Archäologie und Kunstgeschichte bei Herbert Koch in Jena. Zugleich erlernte er das Handwerk des Lithographen und Druckers. Er richtete sich eine eigene Werkstatt ein und präsentierte 1920 erste Holzschnitte in einer Ausstellung der Freien Sezession in Berlin.

Von 1920 bis 1928 arbeitete er im Vorstand des Jenaer Kunstverein, der jungen Künstlern der Zeit ein Podium gab und Crodel Gelegenheit zum weiteren Studium. Weitere Ausstellungen folgten, 1923 die erste Einzelausstellung mit grafischen Werken in der Galerie Ferdinand Möller, Berlin.

1924 entstand seine erste Wandmalerei in einem Landhaus bei Jena. Im darauffolgenden Jahr unternahm er mit dem Archäologen Herbert Koch eine mehrmonatige Reise nach Griechenland, die sich in der Auseinandersetzung mit den Wirkungen des Lichts und in der intensiven Beschäftigung mit mythologischen Themen nachhaltig auf seine Arbeit auswirkte.

Auf Betreiben seines Freundes Gerhard Marcks begann Crodel 1927 seine Lehrtätigkeit als Fachlehrer für Grafik an der Burg Giebichenstein. Er zog mit seiner Familie in die von dem Architekten Johannes Niemeyer 1925 errichtete Villa in Kröllwitz. In seiner halleschen Zeit entstanden u. a. die Fresken für das Musikzimmer der Burse zur Tulpe der Universität Halle Improvisationen über Leben und Tod (seit 1993 wieder zugänglich) und das Fresko für den Gymnastiksaal der Universität in der Moritzburg. 1931-1932 entstanden Wandmalereien für das Goethe-Theater und den Kursaalanbau in Bad Lauchstädt.

1933 ließen die Nationalsozialisten Crodels Werk unter dem Vorwurf des „Kulturbolschewismus“ zerstören oder übermalen. Crodel wurde vom Lehrdienst suspendiert. Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder, Druckstöcke und Grafiken wurden verbrannt. 1937 wurden auch seine Arbeiten aus öffentlichem Besitz im Zuge der Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt.

    Charles Crodel widmete sich nun verstärkt dem Kunsthandwerk, arbeitete mit der Keramikerin Hedwig Bollhagen und fertigte Glasmalereien für zahlreiche Kirchen. Seine Glas-, Mosaik- und Keramikarbeiten wirkten nach 1945 schulbildend.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt er zunächst den Ruf an die Hochschule für Werkkunst in Dresden. Er übernahm jedoch den Lehrauftrag für Malerei und Grafik an der Burg Giebichenstein und wurde hier 1948 zum Professor berufen. Im selben Jahr lehrte er an der Hochschule für Bildende Künste Berlin-Charlottenburg dekoratives Gestalten. Der Formalismusstreit und neuerliche politische Repressalien ließen Crodel das Angebot eines Lehrauftrags der Akademie der bildenden Künste in München annehmen und er verließ Halle. Er hielt jedoch auch weiterhin kunsthistorische Vorträge und arbeitete eng zusammen mit dem Denkmalpflegeamt und der Kirche, für die zahlreiche Glasfenster und einige Altäre entstanden.

    Verheiratet war Charles Crodel mit der Künstlerin Elisabeth von Fiebig. Mit der Geburt ihrer Kinder beendete sie ihre eigene künstlerische Laufbahn, arbeitete aber vor allem in der Herstellung textiler Kunstwerke eng mit ihrem Mann zusammen.

    Als Gastprofessor erhielt Crodel Lehraufträge an verschiedenen Universitäten der USA. 1956 wurde er zum Ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste Berlin-West berufen. Die Staatliche Akademie der bildenden Künste in München ernannte ihn zum Ehrenmitglied. Außerdem war er Ehrengast der Villa Massimo in Rom. Am 28. November 1973 starb Carl Crodel in München, in Halle auf dem Kröllwitzer Friedhof liegt er begraben.

    „Crodel besaß eine Fähigkeit der natürlichen Naivität, die ihm gestatte, tausendmal gesehene Vorgänge jedesmal neu, gleichsam überrascht zu sehen. Er konnte die künstlerischen und literarischen Eindrücke von allem Wissen und aller Bildung befreien, sie ganz einfach und wörtlich nehmen. Er konnte aber auch die einfachsten optischen Erlebnisse aus seiner großen Bildung heraus mit frappierenden Assoziationen verbinden. Daraus wob er das Netz seiner Bilder.“ (Wolf-Dieter Dube, 1973)

    Quellen:

    • Hinweise von Dr. Angela Dolgner
    • Wolfgang Hütt: Carl Crodel. Dresden, 1981
    • Staatl. Galerei Moritzburg Halle (Hg.): Charles Crodel. Kunsthandwerk. Zum 100. Geburtstag. Halle, 1994
    • Kunstverein „Talstraße“ e. V. (Hg.): Charles Crodel. Malerei. Halle, 2012
    • Cornelius Steckner: Charles Crodel. Das grafische Werk. München, o. J.

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