Bildung im Vorübergehen:

Ernst-Grünfeld-Weg

Zusatzschild-Text:
Landwirt und Sozialwissenschaftler, Professor an der Universität Halle, Freitod während NS-Diktatur
Spender:
gespendet von Curatio & Consult GmbH
Status:
realisiert am 28.05.2010

Ernst Grünfeld (1883-1938)

Der Fabrikantensohn Ernst Grünfeld besuchte das Gymnasium seiner Geburtsstadt Brünn und legte dort das Abitur ab. 1901/1902 diente er als Einjährig-Freiwilliger in einem österreichischen Dragonerregiment und im Anschluss daran war er Landwirtschafts-Volontär auf einem Gut bei Troppau.

Grünfeld studierte Landwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, später studierte er zusätzlich an der Universität Halle Staatswissenschaften. Unterbrochen wurden die Studien durch Mitarbeit im väterlichen Unternehmen und in der Landwirtschaft. 1906 schloss Grünfeld das Studium mit dem landwirtschaftlichen Diplomexamen ab; 1908 wurde er zum Dr. phil. promoviert. Er setzte seine Studien mit den Fächern Volkswirtschaftslehre und verwandte Gebiete in Leipzig und in Wien fort. Von 1910 bis 1912 war im Ostasiatischen Wirtschaftsarchiv der Südmandschurischen Eisenbahn AG in Tokio tätig. Von dort unternahm er Reisen nach China, Korea und in die Mandschurei.

1913 habilitierte sich Grünfeld an der Universität Halle mit einer Arbeit über die Hafenkolonien in China. Im I. Weltkrieg leistete Grünfeld Dienst im österreichischen Landsturm, wurde zum Rittmeister befördert und hoch dekoriert, unter anderem mit dem Franz-Josephs-Orden.

Nach dem Kriegsdienst erhielt Grünfeld einen Lehrauftrag an der Universität Halle. Ab dem Jahr 1920 baute er hier ein Seminar für das Genossenschaftswesen auf, in dessen Folge er im Jahre 1922 zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor der Volkswirtschaft berufen wurde. Nach seiner Einbürgerung im Jahre 1925 erhielt er 1929 die für ihn eingerichtete Professur für das Genossenschaftswesen.

Wegen seiner jüdischen Vorfahren wurde Grünfeld 1933 zunächst von seinem Amt beurlaubt und noch im gleichen Jahr entlassen. Grünfeld zog nach Berlin um und nahm sich dort am 10. Mai 1938 das Leben, weil ihm als „Nichtarier“ die Adoptivtochter genommen wurde. Dies ist den Angaben der Universität Halle zu entnehmen. Eine andere Quelle (Wittebur, Klemens, Die Deutsche Soziologie im Exil. 1933 – 1945, Diss. 1989 Universität Münster) spricht von einer Emigration Grünfelds im Jahre 1936 in die Niederlande und seinem Ableben dort im Jahre 1938. Dieser Darstellung wird jedoch von anderer Seite widersprochen (Papcke, Sven, Deutsche Soziologie im Exil. Gegenwartsdiagnose und Epochenkritik 1933 – 1945. Campus, Frankfurt am Main 1993) und die Darstellung der Universität Halle gestützt.

Grünfeld hat sich als Ökonom und Sozialwissenschaftler bleibende Verdienste auf dem Gebiet des Genossenschaftswesens erworben.

Quellen:

  • www.catalogus-professorum-halensis.de

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