Bildung im Vorübergehen:

Franz-Maye-Straße

Zusatzschild-Text:
Schlosser, in Halle geboren, eines der ersten Opfer des Kieler Matrosenaufstandes am Beginn der Novemberrevolution 1918
Spender:
gespendet von Wilfried Henning und Bernd Sponheuer
Status:
realisiert am 02.11.2018

Franz Maye (1897-1918)

Die Eltern Franz Mayes stammen aus der halleschen Umgebung. Der Vater Gustav Maye wird 1870 in Cöllme (seit 1950 Ortsteil von Zappendorf) geboren; die Mutter Anna Thurm wird 1874 in Bennstedt geboren. 1895 ziehen beide nach Halle.

Halle erlebte um diese Zeit die durch die Industrialisierung verursachte stürmische Entwicklung der Einwohnerzahl: 1870 leben 50.000 Einwohner in Halle, 20 Jahre später im Jahr 1890 sind es 101.000 und weitere 10 Jahre danach 1900 bereits 157.000 Einwohner. Halle ist nun Großstadt.

1895 heiraten der Arbeiter Gustav Maye und die Dienstmagd Anna Maye geb. Thurm in Halle. Sie wohnen erst in der Kutschgasse 1 und ziehen 1897 in die Straße Brunos Warte um. Franz Maye wird am 23. April 1897 im Haus Brunos Warte 34 geboren (Standesamt Halle Geburtsregister Nr. 1352/1897). Ab 1904 wohnt die Familie in der Dieskauer Straße 13. Hier wird 1905 der Bruder Walter geboren. Franz Maye besucht die „Johannisvolksschule“ in der Liebenauer Straße 152. Franz ist 11 Jahre alt als sein Vater verstirbt. Die Mutter zieht daraufhin 1909 mit ihren beiden Söhnen in die Dieskauer Straße 3. Während seiner Schlosserlehre wirkt Franz ab 1912 bei der sozialdemokratischen Arbeiterjugendbewegung mit.

Im Ersten Weltkrieg wird Franz zum Kriegsdienst eingezogen und im Mai 1917 verwundet. Danach erfolgt eine Dienstverpflichtung als Schlosser zur kriegswichtigen Firma Storm &. Gamst nach Kiel.

3. November 1918: Während eines Demonstrationszuges von Matrosen und Arbeitern zur Befreiung von inhaftierten Matrosenführern wird Franz Maye in Kiel erschossen. Franz Maye gehört zu den ersten Todesopfern des Kieler Matrosenaufstandes, welcher zur Novemberrevolution 1918 und damit zur Abdankung des Kaisers und zur Gründung der ersten deutschen Republik führte. Franz Maye wurde nur 21 Jahre alt.

10. November 1918: Unter großer Anteilnahme der Stadtbevölkerung finden die Trauerfeier und die Beisetzung der zivilen Todesopfer in einem Sammelgrab auf dem Eichhof-Friedhof in Kiel-Kronshagen statt.

1920 wird auf dem Eichhof-Friedhof in Kiel-Kronshagen die „Ruhestätte der Opfer der Revolution“ geschaffen und die Opfer der Novemberrevolution, des Spartakusaufstandes und des Kapp-Putsches werden in Einzelgräber umgebettet. 1924 erfolgt eine würdige Umgestaltung der Anlage, die noch heute besteht.

Im „Halleschem Monatsheft“ Nr. 11/1959 ist auf Seite 547 ein Foto enthalten, welches Franz Maye aufgebahrt im Sarg zeigt. Leider gibt es kein weiteres Bildmaterial, da die Familienfotos 1944 bei Bombenangriffen auf das Haus seiner Mutter und seines Bruders verloren gegangen sind.

Hintergrundinformation zu den Ereignissen am 3. November 1918:

Im Oktober 1918 plant die deutsche Seekriegsleitung um Admiral Scheer, die Kriegsflotte zu einem heroischen Endkampf gegen die mehr als doppelt so große englische Flotte auslaufen zu lassen. Der Befehl wird bekannt und viele Matrosen weigern sich, in einer sinnlosen Schlacht geopfert zu werden. Um die Befehlsverweigerungen, Sabotage und Meuterei auf den Schiffen zu beenden, werden die Geschwader getrennt.

Die Großkampfschiffe des III. Geschwaders werden am 31. Oktober von Wilhelmshaven nach Kiel verlegt. Auf der Fahrt durch die Holtenauer Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals lässt die Flottenführung 48 „Rädelsführer“ verhaften und nach Kiel in die Arrestanstalt bringen. In Kiel werden weitere 57 Matrosen verhaftet. Das heizt die Stimmung zusätzlich auf. Auf vielen Schiffen weht inzwischen die rote Fahne. Die Matrosen solidarisieren sich mit der Kieler Arbeiterschaft.

Vertreter der Matrosen vereinbaren mit den Kieler Führern der beiden Arbeiterparteien MSPD und USPD für den 3. November eine große Volksversammlung. Gegen 17:30 Uhr versammeln sich 6000 Menschen auf dem Exerzierplatz; die Redner fordern die sofortige Beendigung des Krieges, Frieden, Freiheit und Brot und die Freilassung der inhaftierten Kameraden. Es setzt sich ein Demonstrationszug in Bewegung. Weit über 5000 Matrosen ziehen durch die Innenstadt Kiels in Richtung der Arrestanstalt. Unterwegs schließen sich immer mehr Arbeiter an. Die Postenketten der Polizei werden durchbrochen.

Kurz vor dem Erreichen der Arrestanstalt wird der Zug in der Karlstraße mit Waffengewalt gestoppt. Ein Leutnant einer bewaffneten Rekruten-Einheit lässt auf die Demonstranten schießen. Es kommt zu einem Handgemenge. Die Revolution beklagt ihre ersten Opfer: 7 Tote (darunter Franz Maye) und 29 Verletzte.
Diese Bluttat gilt als das auslösende Ereignis für die Bildung von Soldaten- und Arbeiterrat in Kiel und damit als Beginn der Novemberrevolution und des Machtwechsels von der Monarchie zur Demokratie.

Zur Geschichte der Namensgebung der Franz-Maye-Straße:

  • 1938/39 wird die Straße in Büschdorf als "Hermann-Löns-Straße" für neue Siedlungshäuser gegründet, meist für Postbeamte, (erstmalige Erwähnung im Adressbuch Halle 1941 mit sechs Grundstücken).
  • September 1945 wird die "Hermann-Löns-Straße" in "Rudolf-Breitscheid-Straße" umbenannt (Bekanntmachung des Bürgermeisters von Büschdorf am 13.09.1945).
  • Ende 1963 erhält sie im Zusammenhang mit einer großen Bereinigungsaktion von Straßennamen ihren jetzigen Namen. Die Umbenennung zahlreicher mehrfach vorhandener Straßennamen war durch die Eingemeindungen von Vororten nach Halle im Jahre 1950 (darunter auch Büschdorf) notwendig geworden. Eine entsprechende Lösung wurde jedoch erst 1963 in Angriff genommen. Der Rat der Stadt Halle beschließt in dieser Sache am 04.12.1963, Tagesordnungspunkt 4a Beschluss-Nummer 228-27./63. Die Neubeschilderung war bis zum 31.12.1963 durchzuführen.

Wilfried Henning

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