Bildung im Vorübergehen:

Georg-Cantor-Straße

Zusatzschild-Text:
Mathematiker, Begründer der Mengenlehre, Professor in Halle
Spender:
gespendet von Maik Schibelius und Dr. Uta Wiegeleben
Status:
realisiert am 10.10.2008

Georg Cantor (1845-1918)

Georg  Cantor, Sohn von Maria Cantor, geb. Boehm, und Georg Woldemar Cantor, wird am 03.03.1845 in St. Petersburg, der damaligen russischen Hauptstadt, geboren. 1856 übersiedelt die Familie Cantor nach Wiesbaden und anschließend nach Frankfurt am Main. Der Schüler Georg besucht in den folgenden Jahren verschiedene Schulen in Wiesbaden, Frankfurt und Darmstadt und erlangt 1862 das Abitur mit Auszeichnung. Nach dem Schulabschluss studiert er an der Eidgenössischen Polytechnischen Schule Zürich sowie an der Universität Göttingen und promoviert 1867 in Berlin. Zu seinen Lehrern zählen Karl Weierstraß, Ernst Eduard Kummer und Leopold Kronecker. Zwei Jahre später legt er seine Habilitation an der Universität Halle mit der Schrift: "De transformatione formarum ternarium quadricarum" ab und tritt anschließend eine Stelle als Privatdozent am Mathematischen Seminar der Philosophischen Fakultät an. Ab 1872 wird Cantor 40 Jahre lang als Professor an der Universität Halle lehren und forschen und eine herausragende Bedeutung für die Mathematik erlangen. Er war Mitglied in mehreren akademischen Vereinigungen; so wird er u.a. 1889 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. 1890 wird auch durch sein Betreiben die Deutsche Mathematiker-Vereinigung gegründet mit Cantor als ihrem ersten Vorsitzenden.

Georg Cantors bekanntestes Verdienst für die Mathematik besteht in der Begründung der Mengenlehre und in der Entwicklung einer Theorie der reellen Zahlen. Er führt den Begriff der mathematischen Unendlichkeit ein und entwickelt Methoden im Umgang mit unendlichen Mengen. Zwischen 1874 und 1897 veröffentlicht er mehrere Schriften zu diesem Thema und formuliert 1895 die Definition „Unter einer ‚Menge‘ verstehen wir jede Zusammenfassung M von bestimmten wohlunterschiedenen Objekten m unserer Anschauung oder unseres Denkens (welche die ‚Elemente‘ von M genannt werden) zu einem Ganzen.“ Cantors Mengenlehre wird von seinen Zeitgenossen in ihrer Bedeutung kaum erkannt und keineswegs als revolutionärer Fortschritt angesehen, sondern stößt bei manchen Mathematikern u.a. wegen des Umgangs mit dem „aktual Unendlichen“ auf Ablehnung. Erst Anfang des 20. Jh. setzt sich sein mathematischer Ansatz durch und wird zur Grundlage für weitere Theorien und Forschungen. Unter anderem die Cantorsche Paarungsfunktion hat heute eine wichtige Bedeutung in der Informatik.

Neben der Mathematik beschäftigt sich Cantor auch mit einer literaturhistorischen Auseinandersetzung zur Shakespeare-Bacon-Theorie, die besagt, dass zumindest einige der Shakespeare zugeschriebenen Werke von Francis Bacon verfasst wurden, sowie mit philosophisch-theologischen Arbeiten.

Cantor heiratet im Alter von 29 Jahren Vally Guttmann, mit der er sechs Kinder zeugt. Er kann seine Familie nur durch das Erbe seines Vaters versorgen, denn sein eigenes akademisches Gehalt reicht dafür nicht aus. Im Jahr 1884 erkrankt er an manischen Depressionen, die mehrfache Sanatoriumsaufenthalte notwendig machen. 1913 emeritierte Cantor. Während des Ersten Weltkrieges leidet er an Armut und Mangelernährung. Zu seinem 70. Geburtstag stiften mehrere internationale Mathematiker eine Marmorbüste, die bis vor wenigen Jahren im Löwengebäude der Universität stand. Die öffentliche Feier zu seinem 70. Geburtstag muss aufgrund des Krieges abgesagt werden. Am 6. Januar 1918 verstirbt Georg Cantor in Halle  in jenem Sanatorium, in dem er das letzte Jahr seines Lebens verbracht hatte.

Die herausragende Bedeutung, die Georg Cantor für Halle erlangte, spiegelt sich in zahlreichen Spuren, die sich von ihm in der Stadt finden lassen. Sein Wohnhaus steht in der Händelstraße 13. Auf dem Giebichensteiner Friedhof befindet sich sein und seiner Familie Grabstein. Ingomar Grünauer widmete dem Leben und Werk Georg Cantors die Oper „Cantor – Die Vermessung des Unendlichen“, die er aus Anlass des 1200-jährigen Stadtjubiläums komponierte und die 2006 im Opernhaus Halle uraufgeführt wurde. Am 03.03.1975 wurde ihm zu Ehren die Henriettenstraße in Georg-Cantor-Straße umbenannt.

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