Bildung im Vorübergehen:
Huttenstraße
- Zusatzschild-Text:
- Reichsritter, Humanist, Dichter, Publizist, 1518-1520 im Dienst von Kardinal Albrecht, Wegbereiter der Reformation
- Spender:
- gespendet von Brigitte Fach
- Status:
- realisiert am 12.02.2010
Ulrich von Hutten (1488-1523)
Am 21. April 1488 wurde Ulrich von Hutten auf Burg Steckelberg bei Schlüchtern (Rhön) geboren als ältester Sohn des Ritters Ulrich von Hutten und seiner Frau Ottilie von Eberstein. Mit elf Jahren wurde er in die Stiftsschule der Benediktinerabtei Fulda zur Ausbildung für eine kirchliche Laufbahn gegeben. Hutten studierte danach Latein, Griechisch, Rhetorik, Poetik, Moralphilosophie an verschiedenen Universitäten (Erfurt, Mainz, Köln, Frankfurt/Oder, Leipzig, Greifswald, Rostock, Wittenberg, Wien).
An der 1506 gegründeten Viadrina in Frankfurt/Oder erwarb er im selben Jahr sein philosophisches Bakkalaureat, dass es ihm erlaubte selbst zu unterrichten. In dieser Zeit erschienen erste Gedichte in Werksammlungen seiner Lehrer. 1511 veröffentlichte Hutten seine Schrift über die Verskunst in Form eines heroischen Gedichtes in lateinischer Sprache, das zu den besten der damals populären Humanistenpoetiken zählt und für die nachfolgenden fünfzig Jahre zum Standardwerk der Verslehre wurde.
1512/13 ging Hutten zum Studium der Rechte nach Italien – Pavia und Bologna. Aus Geldmangel während der dortigen Kriegswirren musste er das Studium abbrechen und verdingte sich im kaiserlichen Heer. Es entstanden in dieser Zeit erste politische Gedichte und Epigramme, die seine eigenen Erlebnisse und den von ihm verehrten Kaiser Maximilian I. thematisieren.
Im März 1514 wurde ihm durch Vermittlung seines Freundes Eitelwolf v. Stein und seines Vetters Frowin von Hutten eine Anstellung am Hof des neu gewählten Erzbischofs von Mainz und Kardinals Albrecht von Brandenburg zugesichert. Als Albrechts Legationssekretär bereiste er dessen beide Residenzen in Halle und Mainz. Mit der finanziellen Unterstützung des Kardinals setzte er seine Studien der Rechtswissenschaft in Italien – Rom und Bologna – fort.
Seit 1514 trat er im sog. „Judenbücherstreit“ mit den Dunkelmännerbriefen für den Humanisten Johannes Reuchlin (1455-1522) ein. Mit seinem vaterländischen Prosa-Dialog Arminius (1516-17) begründete Hutten den Arminiuskult in Deutschland.
Nach seiner Rückkehr aus Italien krönte ihn Kaiser Maximilian I. 1517 in Augsburg zum poeta laureatus. Im Anschluss nahm ihn Kardinal Albrecht als kurmainzischen Hofrat in seine Dienste.
Trotz seiner Zugehörigkeit zum fürstbischöflichen Hof blieb Ulrich von Hutten Ritter. So beteiligte er sich 1519 mit seinem Freund, dem Reichsritter Franz von Sickingen (1481-1523) an der Vertreibung Herzog Ulrichs von Württemberg (1487-1550), auch um den Mord an seinem Vetter Hans zu rächen.
Schon länger kritisierte Hutten das Papsttum und die herrschenden Mißstände in der Kirche im Allgemeinen. Aber erst zwei Jahre nach dem Thesenanschlag Luthers widmete sich Ulrich von Hutten dessen Schriften. Im Kampf gegen das Herrschaftssystem in Rom sah er sich mit dem Wittenberger Reformator verwandt. Nach weiteren Brandschriften gegen Rom wurde Hutten 1520 aus den Diensten Albrechts entlassen und zusammen mit Luther und anderen Humanisten durch die Bannbulle Papst Leos X. verurteilt.
Auf der Ebernburg des Franz von Sickingen, wo auch andere bedeutende Reformationsanhänger Schutz suchten, fand Hutten Zuflucht. Gemeinsam mit Sickingen plante Hutten einen bewaffneten Angriff auf die Kirche, um das Reich von der Allmacht Roms zu befreien und die Vorherrschaft des Territorialfürstentums zugunsten des Kaisers zu brechen. Die von ihm ersuchte Unterstützung durch den Kaiser wurde ihnen jedoch nicht gewährt. Sein politisches Reformprogramm veröffentlichte Hutten nun in deutscher Sprache, um ein breiteres Publikum – das ganze „vatterland, Teütsch nation, in irer sprach“ – zu erreichen.
Seit 1514 war Ulrich von Hutten mit Erasmus von Rotterdam bekannt und auch befreundet. Huttens Gewaltbereitschaft konnte dieser jedoch nicht unterstützen. Am Ende von Huttens Leben lieferten sich beide einen literarischen Streit. Nach dem missglückten Angriff auf das geistliche Kurfürstentum Trier, in dessen Folge Huttens Schutzherr und Freund Sickingen starb, musste Hutten fliehen. In Zürich nahm Huldrych Zwingli ihn auf. Auf der Insel Ufenau im Zürichsee erlag Ulrich von Hutten am 29. August 1523 im Alter von 35 Jahren seiner schon lange währenden Syphillis-Erkrankung. Neben der dortigen Kirche liegt Hutten begraben.
Quellen:
- Ulrich von Hutten. Ritter. Humanist. Publizist. 1488-1523. Katalog zur Ausstellung des Landes Hessen anläßlich des 500. Geburtstages. bearb. v. Peter Laub. Kassel 1988.
- http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/jancke-quellenkunde/verzeichnis/h/hutten/index.html