Bildung im Vorübergehen:

Karl-Kendzia-Weg

Zusatzschild-Text:
Schauspieler und Regisseur, 1945-1952 Intendant am Landestheater Halle
Spender:
gespendet von Rolf Stiska
Status:
realisiert am 25.08.2010

Karl Kendzia (1897-1973)

Er war von Haus aus Schauspieler, wechselte dann auch in die Regie und war der erste hallesche Intendant nach dem Zusammenbruch des Faschismus und dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Kendzia hatte in Leipzig studiert, dort auch sein Debüt gegeben, war später in Zittau, Altenburg sowie Gotha engagiert – in Gotha zugleich als führendes Mitglied der Studio-Bühne „Ekhof-Trupp“, die sich um die Pflege avantgardistischer Stücke verdient machte.

1938 kam er als Schauspieler und Spielleiter nach Halle. 1945 konnte er das in alle Winde zerstreute Ensemble rasch wieder formieren. Er holte Kollegen ans Haus zurück, die aus politischen, “rassischen” oder anderen Gründen von den Nazis verjagt worden waren - z.B. den Nathan-Darsteller Fritz Hensel, den jüdischen Kapellmeister Hanns Epstein, den beliebten Komiker Paul Herlt, der wegen § 175 und wegen Spottgedichten über Hitler in den Roten Ochsen gesperrt worden war.  Das Stadttheater war zerstört,  Ensemble und Publikum mussten mit Behelfsbühnen vorliebnehmen. Doch unter Kendzias Leitung gelang es, dem Theater der Saalestadt zu neuer, überregionaler Bedeutung zu verhelfen. Die Erhebung der bis dahin städtischen Bühne zum LANDESTHEATER (d.h. Staatstheater) SACHSEN-ANHALT, die im Jahre 1948 erfolgte, war nicht nur ein formaler Akt, sondern Anerkennung hoher künstlerischer Leistungsfähigkeit. Das Bekenntnis zu humanistischen Traditionen, ein betont antifaschistisches Konzept und hoher künstlerischer Anspruch brachten der einstigen “Provinzbühne “ den Ruf ein, zu den führenden Bühnen im Osten Deutschlands zu gehören.

Kendzia prägte dabei das Profil des Hauses wesentlich mit - durch eigene Regiearbeit (z.B. bei der fast legendären NATHAN-Inszenierung 1945) und eigene schauspielerische Leistungen (etwa als Mephisto im FAUST, Philipp im DON CARLOS,  Hauptmann von Köpenick, Tartüffe, mit stücktragenden Figuren in Hauptmann- und Gorki-Inszenierungen). Unter seiner Leitung kam 1948 erstmals wieder eine  Händel-Oper (XERXES) auf die hallesche Bühne, wurde 1952 mit den ersten Händelfestspielen die kontinuierliche Händelpflege auf den Weg gebracht. Und er stand auch an der Spitze des halleschen Theaters, als 1951 das neu errichtete “Große Haus” des Landestheaters Halle (heute Opernhaus) seiner Bestimmung übergeben wurde.

1952 folgte er einem Ruf nach Berlin. Er arbeitete von 1952-1956 am Deutschen Theater Berlin, anschließend an der Volksbühne, die ihn zum Ehrenmitglied ernannte. Der markante Charakterspieler und Komiker war auch bei Film und Fernsehen ein gefragter Mann.

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