Bildung im Vorübergehen:

Karl-Meseberg-Straße

Zusatzschild-Text:
Former in der Maschinenfabrik „Wegelin & Hübner“, Arbeiter- und Soldatenrat von Halle, ermordet von halleschen Freikorpssoldaten
Status:
Vorschlag

Karl Meseberg (1891-1919)

Karl Meseberg wurde am 11. Februar 1891 als Sohn des Schlossers Heinrich Meseberg in Giebichenstein geboren (damals war Giebichenstein noch nicht eingemeindet). Mit seiner Familie zog er später in Loests Hof (Merseburger Straße; zwischen 1884 bis 1890 errichtet; gilt mit einer Länge von 250 Metern bei vier Stockwerken und geschlossener Blockrandbebauung als eine der größten jemals errichteten Mietskasernen in Deutschland).

Meseberg soll sich schon seit „frühester Jugend mit politischen Problemen“ befasst haben. Seine Erkenntnisse habe er schon in der Schule bei Diskussionen mit Lehrern ausgewertet, so Hugo Pfeiffer, einer seiner „besten, ältesten und treuesten Kampfgenossen“ 1958 in einer Rede zur Namensgebung der Betriebsberufsschule der Binnenschiffer in Frohse.

Karl Meseberg lernte Former (Herstellung von Gußformen) in der Wegelin & Hübner AG. In der „Roten Gießerei“ traf er auf linke Sozialdemokraten („die progessivsten Kräfte unter den Arbeitern des Betriebs“, Irmtraud Dalchow), von denen er politisch erzogen wurde.

Während des ersten Weltkrieges wurde Meseberg zur Kaiserlichen Marine eingezogen. Auf dem Großlinienschiff SMS Westfalen avancierte er zum Obermatrosen. 1917 kam es in der deutschen Hochseeflotte zu Unruhen – aufgrund der schlechteren Versorgungslage. Zur selben Zeit äußerten Matrosen ihren Wunsch, einen „Frieden ohne Annektionen und Kriegsentschädigung“ zu erzielen. Karl Meseberg soll auf der Westfalen zu den politisch aktiven Köpfen gehört haben (gehörte zu den „Organisatoren des Aufstands“, Gertrud Kling).

Nach Ausbruch der Novemberrevolution kehrte Meseberg nach Halle zurück und gehörte zu den „radikalen Elementen“ (Hans-Walter Schmuhl) im Soldatenrat. Meseberg mobilisierte bei zu regierungsfreundlichem Verhalten des Soldatenrats Protestversammlungen revolutionär gesinnter Soldaten, so im Dezember 1918. Einem „Sicherheitsregiment“ unter Kommando von Friedrich Ferchlandt gehörte auch eine 260-280 Mann starke Matrosenkompanie an, die Meseberg unterstand. Hier hatten sich Anhänger von Spartakusbund und USPD gesammelt.

Anfang Januar 1919, als in Berlin der Polizeipräsident Emil Eichhorn (USPD) abgesetzt und der Generalstreik ausgerufen wurde, drangen Soldaten, „vermutlich Mitglieder der Matrosenkompanie“ (Schmuhl) in das Wahlbüro der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) ein, um Wahlschriften zu verbrennen – die Wahlen zur Nationalversammlung standen bevor. Eine wichtige symbolische Forderung der Matrosen war die Entfernung der Rangabzeichen – zuerst beschloss der Soldatenrat, die Rangabzeichen abzuschaffen. Als dann am 09.01.19 Ärzte und das Sanitätspersonal streikten, beschloss der Soldatenrat die Frage der Rangabzeichen zu vertagen. Karl Meseberg war das nicht genug – er wollte eine Entscheidung. Schließlich durften die Streikenden weiter ihre Rangabzeichen tragen, für die Unteroffiziere blieb der Ursprungsbeschluss gültig.

Noch einmal taucht Mesebergs Name in der Geschichte der halleschen Revolution auf – und zwar als einer der ersten Fälle des „`weißen´ Terrors in der Provinz.“ (Dirk Schumann). Meseburg wurde am 13.03.1919 bei einem „Fluchtversuch“ erschossen und schwer verletzt in die Saale geworfen. Die Täter stammten aus den Reihen der Freikorps. Am 26.03.1919 versammelten sich „Tausende zur Trauerfeier“ für Meseberg im Volkspark; der Zug vom Volkspark bis zum Südfriedhof, wo er bestattet werden sollte, war Kilometer lang.

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