Bildung im Vorübergehen:

Klopstockstraße

Zusatzschild-Text:
Dichter und Literaturtheoretiker im Zeitalter von Aufklärung und Empfindsamkeit
Spender:
gespendet von Christina Paetz und vom Klopstock e.V. Quedlinburg
Status:
realisiert am 27.11.2019

Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803)

1745, in seiner lateinischen Abschiedsrede zum Schulabschluss an der Fürstenschule Pforta befand der 21-jährige Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 in Quedlinburg geborenen als ältestes von 17 Geschwistern), es sei nun an der Zeit für ein deutschsprachiges Werk von nationalem Rang. Klopstock wusste, wem er diese Aufforderung ins Stammbuch schrieb: sich selbst. Seit 1739 arbeitete er bereits am Messias, dessen erste drei Gesänge 1748 in einer Zeitschrift, den so genannten „Bremer Beiträgen“ erschienen. Ein neues Zeitalter des Dichtens war eingeläutet. Der Dichter trat in Konkurrenz zum Prediger, das Gedicht zum geoffenbarten Wort Gottes.

Abgeschlossen wurde das Hauptwerk erst 1773, nach über dreißig Jahren Arbeit, 20 Gesängen und annähernd 20 000 Versen, die eine ergebene Lesergemeinde sehnsüchtig erwartete und häppchenweise serviert bekam. Am Messias entlang und über ihn hinaus schuf Klopstock, zeitweise in Zürich, in Kopenhagen und schließlich in Hamburg beheimatet und dort auch 1803 verstorben, ein umfangreiches Werk an Oden, Dramen sowie ästhetischen Abhandlungen, an sprachtheoretischen Traktaten und er erfand eine seltsame Orthografie. Klopstock war der Tausendsassa und Alleskönner eines selbstbewussten Dichtens aus Inspiration, Handwerk und Kennerschaft. Statt brav zu reimen, experimentierte er mit rhythmischen Mustern auf antiken und antikisierenden Strophen- und Versformen. Freundschaft und Liebe, Natur und Gott, Ewigkeit und (Zeit-)Geschichte, die Götter der Griechen und die Götter der Germanen, selbstverständlich die Dichtung als „heilige Poesie“, und der Dichter als Lenker und Leiter, Prophet und Erlöser: Das waren bevorzugte Themen und Motive. Um sich auf dem Markt zu platzieren, erprobte Klopstock gewinnbringende (Selbst-)Vermarktungsstrategien und öffentlichkeitswirksame (Selbst-)Inszenierungen: Pränummerierungen, Subskriptionen und Vorschläge zur Einrichtung von Stipendien für Künstler. Er netzwerkelte mit Lesereisen, Briefen und Besuchen und versuchte als Reiter, Schwimmer und Schrittschuhläufer bella figura zu machen. Klopstock war empfindsamer Dichter, gewiefter Geschäftsmann, glamouröser Popstar in einem, der die versteinerten Lebens- und Dichtungsverhältnisse in Bewegung und Schwung brachte. Er war fürsorglicher Sohn und Bruder, herzlicher Freund von Männern und Frauen, unglücklich Liebender und seit 1751 liebender Mann und seit 1754 auch liebender Ehemann seiner 1758 bei der Totgeburt des Sohnes verstorbenen Meta, er war adligen und königlichen Gönnern, wie dem dänischen König Friedrich V., ebenso zugetan und loyal gegenüber wie gegenüber den Idealen der Französischen Revolution, an denen er zeitlebens festhielt.

Am lebendigen literarischen Leben um 1800 nahm er nicht mehr teil, er war herausgefallen aus einer Zeit, die er als Gründervater der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang auf den Weg gebracht und entscheidend mitgestaltet hatte. Die frühe Begeisterung seiner weiblichen und männlichen Jüngerschaft war am Ende des Jahrhunderts nahezu verflogen. Die 50 000 Menschen, die ihm das letzte Geleit gaben, die im Hamburger Hafen auf Halbmast gesetzten Flaggen sowie die zahlreichen Nachrufe, dokumentieren, dass Klopstock als ein geliebt und geehrt gewesener Zeitgenosse erinnert wurde. Bestatten ließ er sich mit der Bibel und – mit einer Ausgabe seines Messias.

Abschließend seien Ihnen die Mitgliedschaft im Klopstock e.V. und ein Besuch im Klopstockhaus in Quedlinburg an die Herzen gelegt.

Christian Soboth
Klopstock e V. Quedlinburg

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