Bildung im Vorübergehen:
Leo-Schönbach-Weg
- Zusatzschild-Text:
- Kapellmeister, Cellist, Pianist, 1939 Emigration, „König der Operette“ in Shanghai
- Spender:
- gespendet von Margrit Lenk
- Status:
- realisiert am 25.08.2010
Leo Schönbach (1892-1945)
„König der Operette“ nannte man ihn im Emigrationsort Shanghai. Aufgewachsen ist er in Halle als jüngster Spross von „S. H. Schönbach – Haus- und Küchengeräte“, Schmeerstraße 1, Ratskellergebäude. Während der ältere Bruder Jakob das Geschäft übernahm, folgte der Jüngere seinen künstlerischen Neigungen. Er studierte Musik, wirkte als Cellist und Pianist, war begehrter Piano-Begleiter auf Konzerttourneen berühmter Sänger und wurde Chordirektor und Kapellmeister am Stadttheater Halle.
Nach 1933 blieb dem jüdischen Künstler als Wirkungsfeld nur der Jüdische Kulturbund, zu dessen außerordentlich aktiven Kräften er zählte – u.a. als Leiter der Jüdischen Chorvereinigung Halle, als Musikalischer Leiter der Kleinkunstbühne „Der bunte Karren“ Leipzig und als Klavierbegleiter der jüdischen Sängerin Beatrice Freudenthal-Waghalter, mit der ihn eine Konzerttournee in zahlreiche Synagogengemeinden Deutschlands führte.
1937 wurden er und Bruder Jakob aus Deutschland ausgewiesen. Nach vergeblichen Fluchtversuchen, Verfolgung, Verhaftung emigrierte er zusammen mit anderen Familienmitgliedern nach Shanghai – für mittellose Emigranten einzig möglicher Fluchtort. Er setzte die Emigranten härtesten Bedingungen aus. Doch die Theaterleute, sehr zahlreich hier vertreten, erhielten die Möglichkeit, Theater zu machen. Der jüdische Musiker aus Halle fand reiche Wirkungsmöglichkeiten – am Dirigentenpult, als Pianist, als Lehrer.
Als er am 4. Februar 1945 plötzlich verstarb, trauerten hunderte seiner Kollegen und Freunde, seiner Bewunderer und Schüler. In der Premiere der Oper CAVALERIA RUSTICANA, die er hatte dirigieren sollen, ehrten ihn die Besucher mit einer Gedenkminute. „Er war unser bester Operetten-Dirigent“, hieß es in einem Nachruf. „Er war der König der Operette in Shanghai. Wo er ging und was er anfasste, gewann wie durch Zauberhand Glanz und Leben...“.
Seine letzte Ruhestätte fand er in Shanghai. Das Familiengrab auf dem alten Jüdischen Friedhof Halles, in der Humboldtstraße, trägt auch seinen Namen.