Bildung im Vorübergehen:
Leopold-Sachse-Straße
- Zusatzschild-Text:
- Regisseur und Theaterleiter, 1915-1922 Intendant am Stadttheater Halle, 1936 Emigration in die USA
- Spender:
- gespendet von Margit Lenk
- Status:
- realisiert am 25.08.2010
Leopold Sachse (1880-1961)
Er begann als Schauspieler und Sänger (Bassist), wurde dann Regisseur, gründete in Berlin ein eigenes Opern-Unternehmen, die Sachse-Oper, stand ab 1915 an der Spitze der Theater in Halle, später Hamburg und galt als einer der bedeutendsten deutschen Theaterleiter und Opernregisseure in den 20er und frühen 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Dem damaligen Hamburger Stadttheater, heute Hamburger Staatsoper, verschaffte er internationalen Ruf.
Von 1915 - 22 war er als Theaterdirektor bzw. (ab 1918) Intendant und als Regisseur in Halle tätig. Hier erregte er Aufmerksamkeit weit über Halle hinaus mit einem klugen, progressiven künstlerischen Programm. Er setzte sich für das neue Schaffen ein, förderte Autoren wie Rehfisch und Barlach oder Komponisten wie Schreker, aber machte auch mit der expressionistisch beeinflussten Sicht auf Wagners MEISTERSINGER von sich reden. Pionierarbeit leistete er mit der Wiederentdeckung der damals weitgehend vergessenen italienischen Spieloper, die inzwischen zum unverzichtbaren Bestandteil im Repertoire aller Opernbühnen geworden ist. Und ihm ist ganz sicher auch der Beginn der halleschen Händel-Opern-Pflege, 1922 mit ORLANDO, zu danken. Als die Premiere stattfand, war er allerdings schon einem Ruf nach Hamburg gefolgt.
Die “Ära Sachse” ist zweifellos die künstlerisch bedeutsamste Etappe in der Geschichte des halleschen Stadttheaters. Nach der faschistischen Machtergreifung galten auch Sachses Leistungen nichts mehr. Er war Jude. Noch dazu einer, der aus seiner antifaschistischen Gesinnung keinen Hehl machte. Bis 1936 war er noch führend im Jüdischen Kulturbund Hamburg tätig, dann floh er aus Deutschland. Als einem von wenigen deutschen Emigranten gelang es ihm, in den USA künstlerisch Fuß zu fassen. Er wirkte als Regisseur u.a. an der New Yorker Metropolitan Opera und galt in den Staaten als d e r Regie-Spezialist für Wagner-Opern. Nach dem Zusammenbruch des Faschismus half er der Hamburger Staatsoper, über Kriegsverluste und Nachkriegsnot hinwegzukommen. Zurückgekehrt nach Deutschland ist er nicht.