Bildung im Vorübergehen:

Lili-Schultz-Weg

Zusatzschild-Text:
Künstlerin, Studium am Bauhaus und an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, Leiterin der Emaille-Klasse an der Burg
Spender:
gespendet von Anke Triller und Prof. Dr. Peter Wycisk
Status:
Vorschlag

Johanna Elisabeth Schultz (1895 – 1970)

Johanna Elisabeth, kurz Lili, Schultz wurde am 21. Juni 1895 in Halle (Saale) als Tochter des Kaufmanns Johann Franz Heinrich Schultz und seiner Ehefrau Friederike Emma, geb. Gruneberg geboren. Von 1902 bis 1912 besuchte sie das Seydlitz-Lyceum, die private höhere Mädchenschule in Halle. Anschließend nahm sie Zeichenstunden an der hiesigen Handwerkerschule in der Gutjahrstraße.
Dem 1913 begonnenen Studium an der Kunstgewerbeschule Dresden mit den Fächern Zeichnen, Entwerfen aller Art, Holzschnitt, Illustration, Plakate, Wandmalerei folgte ab 1915 Unterricht bei Professor Paul Thiersch und Maria Likarz an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Halle. Die Wiener Künstlerin Maria Likarz leitete die Email-Werkstatt, an dessen Einrichtung sie ihre Schülerin Lili Schultz beteiligte. Gemeinsam mit Klara Maria Kuthe-Tarnay und Johanna Schütz-Wolff führte sie 1917/18 das expressionistische Wandgemälde im halleschen Landesmuseum für Vorgeschichte nach Entwürfen von Thiersch aus. In dieser Zeit nahm sie an künstlerischen Wettbewerben in Halle teil.
1918 setzte Lili Schultz ihre Studien fort an der Königlichen Kunstgewerbeschule München bei Professor Fritz Helmuth Ehmke in den Fächern Illustration, Lithografien, Schrift und Urkunden und sie erhielt auch Aufträge von ihrem Professor. Die Jahre 1919 und 1920 verbrachte sie freiberuflich in Dießen am Ammersee. 1920 kehrte sie zurück nach Halle und arbeitete an der nunmehr in Giebichenstein angesiedelten Kunstgewerbeschule im Meisteratelier für Email und assistierte Paul Thiersch bei der Kulissenmalerei für die seit 1920 jährlich stattfindenden Händelfestspiele in Göttingen nach dessen Entwürfen. In den Jahren 1924 und 25 studierte Lili Schultz in der Metallwerkstatt am Bauhaus in Weimar und erhielt weiter Unterricht bei Paul Klee, Wassily Kandinski und László Moholy-Nagy.
1925 übernahm sie die Leitung der Emailwerkstatt der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein, die sie bis 1958 innehatte. In dieser Zeit wurde sie zu einer der prägenden Lehrerfiguren der Hochschule. Für das Metallische hatte sie einen Gold- und Silberschmied und für die Emaille eine Assistentin. Zusammen mit Klara Kuthe-Tarney entwickelte sie die Technik des Zellenschmelzes, welche die Bearbeitung von großformatigen Emailgestaltungen ermöglichte. Damit wirkte sie 1929 an der Ausgestaltung des Treppenhauses des Lloyd-Dampfers „Bremen“ mit. Mit dieser Arbeit entdeckte sie das Feld „Email am Bau“ für sich. Ihre bildmäßigen Wandeinlagen, abstrakten und figuralen Kompositionen belebten die Innenarchitektur. Ab 1935 wurde das Email als selbständiges Handwerk in der Handwerkskammer zu Halle ernannt. Lili Schultz hatte dabei die ersten Prüfungen der Emailmeister abzunehmen, bis genügend Meister da waren, sodass sie als Lehrende nicht mehr selbst prüfen musste. Mit Wirkung vom 1. Dezember 1948 wurde sie am 11. Januar 1949 in den Schuldienst des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen.
Im März 1958 verließ sie ihre hallesche Wirkungsstätte und die DDR aus kulturpolitischen Gründen, um an der Werkkunstschule in Düsseldorf die Leitung der Emailklasse zu übernehmen. Im Herbst 1965 zog sie sich nach Seeshaupt am Starnberger See zurück. Lili Schultz starb am 18. Juni 1970 in München, ihr Grab befindet sich in Seeshaupt.
Für ihr Werk erhielt Lili Schultz mehrfach Auszeichnungen, so 1937 die Goldmedaille auf der Weltausstellung in Paris, im Februar 1957 den Goldenen Ehrenring der Gestaltung für Goldschmiedekunst in Hanau – eine der höchsten internationalen Auszeichnungen im Kunsthandwerk, 1959 wieder die Goldmedaille auf der deutschen Handwerksmesse in München.
Der Burgkünstler und –lehrer Friedrich Nauhaus (1899-1979), mit dem Lili Schultz einen regen Briefwechsel führte, schrieb über die Künstlerin:
„Sie war für das Email geboren und wurde dessen größte Meisterin. Ihre Kunst liebte sie so elementar wie das Feuer – nicht von ungefähr waren Worte wie „glühend“, „tiefglühend“, „Feuer“ und „Leuchten“ die ihr geläufigsten und absolut bejahenden Vokabeln bei jeder Art von Kennzeichnung, gleichviel auf welchem Gebiet.“ (Wilhelm Nauhaus, Die Burg, 1981, S. 62)

Quellen:
Stadtarchiv Halle FA 3316 Lili Schultz (u.a. Ralf Jacob: Kurzbiographie zum Benennungsvorschlag einer Straße in Halle)
Recherchen von Jutta Jahn, Kunsthistorikern Halle
handschriftlicher eigener Lebenslauf - kuenste-im-exil.de/KIE/Content/DE/Objekte/schultz-lebenslauf.html

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