Bildung im Vorübergehen:

Paul-Riebeck-Straße

Zusatzschild-Text:
Unternehmer, Reisender
Stifter der Paul-Riebeck-Stiftung
Spender:
gespendet von der Paul-Riebeck-Stiftung zu Halle an der Saale
Status:
realisiert am 23.10.2019

Johann Wilhelm Paul Riebeck (1859-1889)

Am 9. Oktober 1859 wurde Johann Wilhelm Paul Riebeck in Weißenfels geboren. Er war der zweite Sohn des Großindustriellen Carl Adolph Riebeck und seiner Frau Marie geb. Menke, Tochter eines Berliner Wagenmeisters. Von seinen 16 Geschwistern erreichten nur wenige das Erwachsenenalter. Auch der sechs Jahre ältere Bruder Emil, bekannt als Ethnologe und Naturforscher, starb jung.

Im Geburtsjahr seines Sohnes Paul besaß der Vater eine Spedition in Weißenfels, die Kohle, Kerzen und Teer mit der Eisenbahn in die Umgebung, später nach Berlin versandte. In diesem Jahr erhielt er den entscheidenden Kredit vom Bankhaus Lehmann als Grundlage für das Wachstum seines Unternehmens. Später gehörten ihm mehrere Bergwerke, Schwelereien, Brikettpressen, Ziegeleien, sieben Rittergüter und eine Brauerei. Über 4000 Menschen beschäftigte Carl Adolph Riebeck in seinen Betrieben.

Über Paul Riebecks Kindheit ist nichts bekannt. Vermutlich war Pfarrer Albert Hugo Teudloff aus Pobles bei Hohenmölsen, wo Riebeck ein Rittergut besaß, sein „Erzieher“. 1866 zog die Familie nach Halle und wohnte hier am Leipziger Platz (heute Riebeckplatz, das prächtige Wohn- und Geschäftshaus wurde im Zuge der Umgestaltung des Riebeckplatzes abgerissen).

Nach dem Besuch des Gymnasiums war Paul Riebeck ab 1879 für vier Semester an der Universität in Bonn immatrikuliert, in welchem Fach ist nicht bekannt. Da er in dem Bonner Corps Hansea aktiv war, ist anzunehmen, dass er sich im Fach Jura als typischem Studium eines Burschenschaftlers einschreiben ließ. 1881 wurde er aus dem Studentenverzeichnis wegen „Nichtannahme von Vorlesungen“ gestrichen. Außerdem war er Reserveoffizier bei den Bonner Husaren.

Nach dem Tod des Vaters 1883 gründeten die Brüder Emil und Paul eine Aktiengesellschaft, die A. Riebeck’schen Montanwerke, zur Weiterführung der Geschäfte. Paul war hier im Aufsichtsrat. Emil starb jedoch schon zwei Jahre nach seinem Vater. Paul Riebeck erbte nun auch die etwa noch 700 Stück umfassende Sammlung ethnologischer und kunstgewerblicher Gegenstände, welche der Bruder auf seinen Expeditionen mitgebracht hatte. Einen Teil der Stücke schenkte Paul dem Kunstgewerbemuseum Dresden, dessen Ostasien-Sammlung auf eine frühere Schenkung von Emil selbst zurückging. Paul Riebeck wurde dafür zwar für den Roten-Adler-Orden vorgeschlagen, erhielt stattdessen aber das Ritterkreuz I des Königl. Sächs. Albrechtordens als Auszeichnung für geleistete Dienste in Staat, Wissenschaft und Kunst sowie „für gute bürgerliche Tugenden“. Weitere Auszeichnungen waren das Ritterkreuz I des gr. S. Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken und der Oesterr. Franz-Joseph-Orden. 1889 wurde Paul Riebeck Mitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.

Die sieben Rittergüter im Besitz der Riebecks befanden sich im Zeitz-Weißenfelser Kohle-Revier, in den Dörfern Kreischau, Pobles, Poserna, Deuben, Naundorf, Starsiedel, Groß Görschen. Paul Riebeck war ein leidenschaftlicher Jäger, in Pobles ließ er ein Jägerhaus bauen. In seinem Testament vererbte er eine Unmenge an Waffen, Jagdutensilien, Pferden und Wagen.

Auch Paul Riebeck war kein langes Leben beschieden. Er erkrankte an Lungen- und Nierentuberkulose. Mit 27 Jahren brach er gemeinsam mit seinem Leibarzt Carl Mense zu einer Weltreise auf, wohl auf den Spuren seines Bruders Emil. Die Reise führte ihn zunächst nach Südafrika, Neuseeland und Australien, dann nach Samoa und wieder über Australien nach Singapur, China und Japan. Hier starb Paul Riebeck in Yokohama am 10. Oktober 1889, einen Tag nach seinem 30. Geburtstag. Am 11. Dezember 1889 wurde er in Halle auf dem Stadtgottesacker beigesetzt.

Als letzter männliche Nachkomme Carl Adolph Riebecks hinterließ Paul Riebeck ein gewaltiges Vermögen. Haupterbin sollte mit einer Summe von 2,5 Millionen Mark die Stadt Halle werden. Dieses Geld war für die Gründung einer „Anstalt für Sieche oder für Kranke und Irre oder für alte arbeitsunfähige Leute“ bestimmt. Diesem Wunsch folgend wurde am 7. Dezember 1896 der große Komplex der Paul-Riebeck-Stiftung an der Beesener Straße eingeweiht. Noch heute ist die Stiftung aktiv in der Altenpflege und Behindertenbetreuung sowie mit altengerechten Wohnungen. Über dem Hauptportal in der Kantstraße grüßt die Büste des Stifters Paul Riebeck.

Quellen:
Simone Trieder: Emil und Paul Riebeck. Söhne des Grossindustriellen Carl Adolph Riebeck. Hasenverlag Halle, 2008.
Stadtarchiv Halle, FA 4983 Riebeck, Paul
www.paul-riebeck-stiftung.de/stiftung/ueber-uns/stifter-und-stiftung/

 

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