Bildung im Vorübergehen:

Riebeckplatz

Zusatzschild-Text:
Hallescher Unternehmer, Pionier der verarbeitenden Braunkohleindustrie in Mitteldeutschland
Spender:
gespendet von IG BCE, der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie.
Status:
realisiert am 06.07.2010

Carl Adolph Riebeck (1821-1883)

Carl Adolph Riebeck wurde am 27. September 1821 in Clausthal in einer altansässigen Bergmannsfamilie geboren. Sein Vater war Steiger und Markscheidergehilfe. 1827 zog die Familie nach Harzgerode. Als Zehnjähriger schon ging Carl Adolph nach der Volksschule als sogenannter Pochjunge auf die Halde zum Erzausschlagen, um zum geringen Familieneinkommen beizutragen.

Nach Beendigung der Schulzeit wurde er Bergjunge, später Lehrhäuer. Er entfloh den dürftigen Lebensverhältnissen als Achtzehnjähriger und verließ den Harz, um in den Braunkohlegruben um Zeitz und Weißenfels zu arbeiten. Obwohl er seine Heimat vermutlich ohne Lehrabschluß verlassen hatte, stieg er bald zum Steiger und Bohrmeister auf. Schon mit 25 Jahren übernahm Riebeck die Leitung eines Alaunwerkes im Bezirk Frankfurt/Oder. Hier lernte er auch Marie Renke kennen, die er 1847 heiratete.

Im Zuge der 1848er Revolution wurde er wegen “Aufruhrs” verhaftet – manche Quellen geben “politisch motivierte Steuerverweigerung” an – und verbüßte eine einjährige Haftstrafe in Sonnenburg. Nach seiner Entlassung 1851 zog es ihn wieder zur Braunkohle. Er wurde Obersteiger und  arbeitete sich sogar bis zur Position eines Berginspektors hoch, die er 1855 bei der Sächsisch-Thüringischen Aktiengesellschaft für Braunkohlenverwertung erhielt. Zu dieser Zeit wohnte er in Halle. Nachdem ihm dort eine höhere Position aufgrund mangelnder Schulbildung verweigert wurde, kündigte er 1858 seine Stelle und machte sich selbständig.

Er zog nach Weißenfels und erwarb mehrere ihm bekannte Braunkohlenfelder im Bitterfelder und Weißenfelser Raum. Während seiner Zeit als Berginspektor hatte er den Wert der Schwelkohle, der sogenannten gelben Kohle mit einem hohem Bitumengehalt, erkannt. Er ließ nun Schwelereien bauen – Kondensationsanlagen, um aus dieser bisher als minderwertig betrachteten Braunkohle Teer zu gewinnen, der wiederum als Grundstoff für die Paraffingewinnung diente. Um dem rasant steigenden Bedarf nachkommen zu können, suchte Riebeck nach einem Kreditgeber für seine Expansion. Die Banken waren ihm gegenüber jedoch mißtrauisch. Der Hallesche Bankier Ludwig Lehmann schließlich gewährte ihm zu horrenden Bedingungen – einem Fünftel des Gewinnes – einen Kredit von 20.000 Talern.

Riebeck kaufte nun weitere Kohlenfelder und baute Fabriken. Der produzierte Teer brachte ihm enorme Gewinne. Nach drei Jahren löste er sich aus dem Kreditvertrag mit einer Abfindungssumme von einer Million Talern. Die Riebeckschen Werke waren die wichtigsten der Region geworden. Er betrieb nicht nur die Gruben und Schwelereien, auch die benötigten Grundstoffe stellte er in Ziegeleien, Eisengießereien und Kesselschmieden selbst her, die wiederum mit der von ihm geförderten Kohle befeuert wurden. Er ließ Straßen ausbauen und unterhielt einen eigenen Fuhrpark. Schließlich stellte er nicht nur selbst Paraffin her, sondern betrieb auch eigene Kerzengießereien einschließlich der Herstellung der Baumwolldochte. Es gelang ihm die Herstellung von nicht rußenden Dochten – Riebecks Kerzen wurden in alle Welt exportiert. Sein Sinn für technische Neuerungen und die ständige Überwachung und Verbesserung der Produktionsprozesse ermöglichten den immer weiteren Ausbau des Riebeckschen Imperiums.

1866 verlegte Riebeck seinen Wohn- und Geschäftsitz nach Halle. Mit neuer Presstechnik investierte er hier vor allem auf dem Gebiet der Brikettherstellung aus Braunkohlestaub, und war 1882 zum größten Briketterzeuger Deutschlands geworden.

Als erfolgreicher Geschäftsmann war Riebeck auch im politischen und gesellschaftlichen Leben der Stadt Halle verankert. Er war Mitglied der Industrie- und Handelskammer sowie Stadtverordneter von 1868-1881. Er besaß das palaisartige zweistöckige Wohn- und Geschäftshaus am Leipziger Platz, der 1892 seinen Namen erhielt. Großzügige Spenden während der Cholera-Epidemie 1866 und zum Andenken an die 1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg gefallenen Hallenser verhalfen ihm sogar zum Titel eines Königlichen Kommerzienrates.

Riebeck, der vom Kampf der Sozialdemokratie um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen nichts hielt, war als patriarchalischer Unternehmer davon überzeugt, eine gewisse Verantwortung für das Wohlergehen seiner Arbeiter zu haben. So errichtete er z. B. noch vor Bismarcks Sozialgesetzgebung eine Kranken- und Pensionskasse für seine Arbeiter. Mit  seiner finanzieller Beteiligung entstand auch die Vereinsstraßensiedlung unweit des Rannischen Platzes.

Am 28. Januar 1883 starb Carl Adolph Riebeck im Alter von 61 Jahren. Nach seinem Tod entstand die “A. Riebeckschen Montanwerke AG”, die in den 20er Jahren in den IG Farben aufging.

Von seinen 17 Kindern aus erster Ehe und den beiden aus seiner zweiten Ehe mit Emilie Balthasar erreichten nur acht das Erwachsenenalter. Die zwei einzigen Söhne Emil und Paul Riebeck überlebten den Vater nur um wenige Jahre. Aus der hohen Summe, die Paul Riebeck der Stadt Halle testamentarisch vermachte, entstand das Alten- und Pflegeheim “Paul-Riebeck-Stift”.

Das Riebecksche Familiengrab befindet sich auf dem halleschen Stadtgottesacker.

Quellen:

  • Simone Trieder: Carl Adolph Riebeck. Vom Bergjungen zum Industriellen, Halle, 2006
  • Stadtarchiv Halle, Signatur: FA 2923

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