Bildung im Vorübergehen:
Wilhelm-Berndt-Straße
- Zusatzschild-Text:
- Besitzer eines Bauernhofes in Diemitz, Gemeindevorsteher des Amtsbezirks Reideburg
- Spender:
- gespendet von Hans Schade
- Status:
- realisiert am 21.06.2023
Wilhelm Berndt (1838-1922)
Am 23. April 1838 wurde Wilhelm Berndt in seinem Elternhaus in der Wilhelmstraße 11 in Diemitz geboren, hier starb er auch am 10. Juni 1922. Hauptberuflich bewirtschafte er den Hof seiner Eltern, den er wiederum später an seinen Sohn weiter gegeben hat.
Von 1880 bis 1910 war er Amts- und Gemeindevorsteher des östlich von Halle gelegenen Dorfes Diemitz, das zum Amtsbezirk Reideburg gehörte, neben der Gemeinde Reideburg mit Sagisdorf und Crondorf, den Rittergütern Reideburg und Sagisdorf sowie den Gemeinden Capellenende, Burg, Schönnewitz und Büschdorf. Am 28. Mai 1892 wählte man ihm zum dritten Mal. Am 27. Juni 1910 trat Wilhelm Berndt im Alter von 72 Jahren von seinem Amt zurück. In seinen 30 Dienstjahren hat er die Entwicklung seines ländlichen Heimatdorfes zu einem Fabrik- und Industrievorort der Stadt Halle bedeutend gefördert.
Der Vorsteher einer Gemeinde vereinigte alle Funktionen in einer Person. In erster Linie war Wilhelm Berndt Landwirt. Seine kommunalen Aufgaben versah er nebenberuflich im Ehrenamt. In seinem Haus befanden sich die Amtsstube und das Standesamt. Wilhelm Berndt war Amts- und Gemeindevorsteher, erster Standesbeamter, Vorsitzender der Friedhofs-Kommission, stellvertretender Vorsitzender im Schul-Vorstand und in der Armen-Mission. Er leitete den Gemeinde-Waisenrat und die Gemeinde-Einkommenssteuer-Einschätzungs-Kommission.
Die Bevölkerungszahl in Diemitz ist von 598 Einwohnern im Jahr seines Amtsantritts 1880 auf 2.832 im Jahr 1910 am Ende seiner Amtszeit gestiegen. Die Nähe zum halleschen Bahnhof förderte die Ansiedlung neuer Fabriken. 1880 gab es eine Nagel- und Drahtseilfabrik, später kam eine Holländer-Windmühle mit Turbinenantrieb hinzu, eine Zuckerwaaren-, Honigkuchen und Chokoladen-Fabrik, die Kathe’sche Wagenbauanstalt, Öl-, Armaturen-, Schrauben- und Möbelfabriken sowie Werkstätten und Schuppen der Reichsbahn. Wilhelm Berndt förderte die aufgrund der gestiegenen Schülerzahl erforderliche Erweiterung der Schulgebäude. Zu den zwei bestehenden Schulgebäuden kamen 1883/84 und 1896 ein zweites in der Werderstraße mit Wohnungen für zwei Lehrer über den Klassenräumen hinzu sowie zwischen 1898 und 1909 ein Hauptschulgebäude in der Breiten Straße. Zwischen 1896 und 1902 trieb er die Pflasterung der Straßen voran. In Verbindung damit stand die Anlegung eines einfachen Kanalisationssystems.
Um Wilhelm Berndt, für die Ortsgeschichte verdienten Mann, zu ehren, entschloss man sich zu dem damals ungewöhnlichen Schritt, die Straße bereits zu seinen Lebzeiten im Jahr 1905 nach ihm zu benennen.
Quellen:
• Abschrift eines Beitrages der Mitteldeutschen Neuesten Nachrichten Nr. 24 vom 29.01.1971 im Stadtarchiv Halle, Familienarchiv FA 6365 Berndt, Wilhelm
• Beiträge von Dr. Walter Müller in der MZ vom 02.06.2013 über Straßennamen von Diemitz
• Franz Berthold und Paul Schulze: ,,Die Landgemeinde Diemitz", Berlin 1925, ,,Der Saalkreis" 1925
• Adressbücher der Stadt Halle