Bildung im Vorübergehen:

Wilhelm-von-Kügelgen-Straße

Zusatzschild-Text:
Porträt- und Historienmaler in Ballenstedt, „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“, 1809-12 Schüler von Carl Adolf Senff
Spender:
gespendet von Prof. Wolfhard und Ingemarie Frost sowie von Dr. Karla und Dr. Johannes Rohde
Status:
realisiert am 09.12.2013

Wilhelm von Kügelgen (1802-1867)

Am 20. November 1802 wurde Wilhelm von Kügelgen in Sankt Petersburg geboren als zweites Kind des Historienmalers Gerhard von Kügelgen (1772–1820) und dessen Ehefrau Helene Marie Zoege von Manteuffel (1773–1842). 1805 zog die Familie nach Dresden, wo er ab 1809 zusammen mit seinem Bruder Gerhard von Carl Adolf Senff als Hauslehrer privat unterrichtet wurde. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Bernburg begann Wilhelm von Kügelgen ein Studium der Malerei bei seinem Vater an der Dresdner Kunstakademie. Die Ermordung seines Vaters bei einem Raubüberfall am 27. März 1820 stürzte ihn in eine tiefe Glaubens- und Lebenskrise. Er zweifelte an seinem künstlerischen Können, zudem machte sich eine Rot-Grün-Schwäche bemerkbar, die ihm das Malen in Öl erschwerte. 1823 erhielt Kügelgen ein Stipendium des russischen Zaren Alexander, das ihm in den folgenden vier Jahren den Abschluss seiner künstlerischen Ausbildung in Rom ermöglichen sollte. In Rom befreundete er sich unter anderem mit Ludwig Richter, Carl Peschel, Ludwig von Maydell. Doch schon nach einem Jahr trat er den Rückweg über Florenz, Venedig und Mailand an. Zunächst versuchte er als Maler in Reval, wo ein Teil seiner Familie wohnte, und St. Petersburg Fuß zu fassen, erhielt aber nur einen Großauftrag für das Altargemälde in der Revaler St. Olaikirche, dass er über die nächsten drei Jahre in Hermsdorf bei Dresden ausführte. 1833 erhielt er den Ruf als Hofmaler an den Anhalt-Bernburgischen Hof in Ballenstedt. Hier entstanden zahlreiche Porträts, Landschaftsbilder und Zeichnungen. Während der Märzrevolution 1848 wurde er der politische Berater der Herzogin Friederike und 1853 zum Kammerherrn des geisteskranken Herzogs Alexander Carl ernannt. Während der letzten Lebensjahre des Herzogs auf Schloss Hoym, wohin ihn von Kügelgen begleitete, verfasste er seine „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“, die ein authentisches Porträt der Zeit darstellen. Wilhelm von Kügelgen starb am 25. Mai 1867 in Ballenstedt und ist auf dem Ballenstedter Friedhof begraben.

Wilhelm von Kügelgen war verheiratet mit Julie Krummacher, einer Tochter seines früheren Gymnasiallehrers in Bernburg, des Anhalt-Bernburger Landessuperintendenten Friedrich Adolf Krummacher. Das Paar hatte drei Töchter und drei Söhne. Ihr Haus in Ballenstedt steht noch heute in der nach dem Künstler benannten Straße.

Die „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ wurden erst nach von Kügelgens Tod veröffentlicht, waren aber bald die Lieblingslektüre der bürgerlichen Gesellschaft und sind bis heute in 17 verschiedenen Verlagen mehrfach neu aufgelegt worden. Darin berichtet von Kügelgen über seine Kindheit und Jugend im napoleonischen Zeitalter bis zur Ermordung seines Vaters. In Dresden hatte der Vater Gerhard von Kügelgen einen Hauslehrer für seine Kinder angestellt – Carl-Adolf Senff, der seinerseits beim Vater Gerhard von Kügelgen Kunst studierte. 1811 nahm der Hauslehrer seinen Zögling Wilhelm auf eine mehrwöchige Reise mit in seine Heimatstadt Halle. Hier wohnte Wilhelm von Kügelgen in Senffs Elternhaus im Moritzpfarrhof. In seinen „Jugenderinnerungen“ beschreibt er sein Feriendomizil, die Moritzkirche, den Pfarrgarten und Lorchen, eine Schwester Senffs, mit der er gern die Zeit verbrachte.

Antje Löhr-Dittrich


Quellen:

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