Bildung im Vorübergehen:
Wittestraße
- Zusatzschild-Text:
- Jurist, Dante-Forscher und -Übersetzer, Professor in Breslau und Halle
- Spender:
- gespendet von Elly Schmidt, Till Voss und Gerhard Lauterbach
- Status:
- realisiert am 28.05.2019
Johann Heinrich Friedrich Karl Witte (1800 - 1883)
Am 1. Juli 1800 wurde Karl Witte als Sohn des Pfarrers Karl Heinrich Gottfried Witte und der Pfarrerstochter Johanna Klara Wilhelmine geb. Reimmann in Lochau bei Halle geboren. Die Ausbildung seines Sohnes begann der Pfarrer bereits im Säuglingsalter als ein Erziehungsexperiment. Mit vier Jahren konnte Karl Witte lesen, mit fünf schreiben, mit neun konnte er verschiedene Sprachen sprechen – Französisch, Lateinisch, Italienisch, Griechisch, Englisch. Er löste komplizierte Mathematikaufgaben und hatte eine außerordentlich breite Allgemeinbildung. Mit 10 Jahren legte er sein Abitur an der Thomasschule zu Leipzig ab und promovierte drei Jahre später in Gießen. 1816 schloss Witte juristische Studien an der Universität Heidelberg ab und im folgenden Jahr erwarb er die juristische Lehrbefähigung an der Universität Berlin.
Aufgrund seines jungen Alters hielt er jedoch noch keine Vorlesungen vor den viel älteren Studenten, sondern ging mit Unterstützung von König Friedrich Wilhelm III. auf eine Studienreise nach Italien. Neben seinen juristischen Studien entdeckte er hier seine Liebe zur italienischen Literatur, insbesondere zu den Schriften Dante Alighieris. Nach seiner Rückkehr 1821 begann Witte als Jurist eine akademische Karriere an der Universität Breslau, zunächst noch als Privatdozent, 1823 als außerordentlicher Professor und ab 1829 als Ordinarius. Hier gehörte Witte einem Kreis von Gelehrten an, die sich regelmäßig zum geselligen Austausch trafen, unter ihnen die Journalisten und Schriftsteller Karl Schall und Carl von Holtei sowie der Dante-Spezialisten Karl Ludwig Kannegießer und Prinz Johann von Sachsen (später König Johann von Sachsen.
1833 wurde Karl Witte als Professor für Römisches Recht an die Universität Halle versetzt. Er las über „Preußisches Landrecht“, war Vorsitzender des Spruchkollegiums der Universität, mehrfach Dekan der Fakultät und 1858 Rektor. Wie schon in Breslau wirkte er auch in Halle nebenamtlich als Richter am hiesigen Kreis- und Landgericht. Zunächst wohnte Witte mit seiner Familie in der Neuen Promenade, zog aber 1836 zum Großen Berlin ins „Riesenhaus“ (Große Brauhausstraße 16). Von 1865 bis zu seinem Tod 1883 lebte die Familie am Weidenplan. Seit 1834 gehörte Witte der Hallenser Freimaurerloge Zu den drei Degen an.
Neben seinen juristischen Arbeiten forschte Karl Witte unermüdlich zu Dante, veröffentlichte philologisch hochrangige Ausgaben seiner Divina Commedia und begründete 1865 die Deutsche Dante-Gesellschaft, die noch heute besteht. Schon 1850 war er in die Florentiner Accademia della Crusca aufgenommen worden.
Am 6. März 1883 starb Karl Witte. Auf dem Stadtgottesacker in Halle ist er beigesetzt.
Quellen:
Hans Haupt: Karl Witte. Ein Leben für Dante. Vom Wunderkind zum Rechtsgelehrten und größten deutschen Dante-Forscher. Hamburg 1971.
www.catalogus-professorum-halensis.de/cms2/wittekarl.html
Witte, Leopold, "Witte, Karl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 43 (1898), S. 595-599 [Online-Version]; URL: www.deutsche-biographie.de/pnd118769596.html
de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Friedrich_Karl_Witte